Bereits seit 1986 wird in der Europäischen Union der Europatag am 9. Mai gefeiert. Er geht zurück auf die Pariser Rede des französischen Außenministers Robert Schuman am heutigen Tag im Jahr 1950, die den Grundstein für die Montanunion legte, den Vorläufer der Europäischen Union wie wir sie heute kennen, sagt Axel Schäfer.
„Nur wenige Jahre nach Ende des Zweiten Weltkrieges wurde durch die europäische Einigung eine Erfolgsgeschichte geschrieben, die Frieden, Demokratie, Rechtsstaatlichkeit und Reisefreiheit auf dem europäischen Kontinent sicherte. Der 9. Mai erinnert uns an diese einzigartige Errungenschaft, dass Staaten und Völker über nationale Grenzen hinweg friedlich zusammenarbeiten und Institutionen aufbauen, die einen Rahmen für gemeinsame Entscheidungen schaffen. Das ist alles andere als selbstverständlich.
Die europäischen Grundwerte sind damit die Antwort auf Jahrhunderte der kriegerischen Auseinandersetzungen und zugleich die Antwort auf die Herausforderungen des 21. Jahrhunderts. Der 9. Mai liegt kalendarisch einen Tag nach dem 8. Mai: Der eine Gedenktag gilt dem größten Friedensprojekt der modernen Zeit, der andere der Erinnerung an den schrecklichsten Krieg der Geschichte. Gerade der Blick auf die Lage in der Ukraine ruft uns eindrücklich in Erinnerung, wie wichtig Dialog und fairer Interessensausgleich in der heutigen Zeit sind.
Die große Mehrheit der Bevölkerung steht hinter der europäischen Idee. Dennoch ist Europa in der Wahrnehmung vieler zu einer abstrakten Instanz geworden, weit weg von der Lebensrealität der Bürgerinnen und Bürger. Wim Wenders hat dieses Problem in klugen Worten auf den Punkt gebracht. „Aus der europäischen Idee ist die Verwaltung geworden. Und jetzt meinen die Leute, die Verwaltung sei die Idee.“ Dies wieder umzukehren wird die wichtigste Aufgabe der nächsten Jahre werden.
In 16 Tagen haben wir die erste Gelegenheit dazu. Die SPD-Bundestagsfraktion ruft alle Bürgerinnen und Bürger auf, sich an den Wahlen zum Europäischen Parlament zu beteiligen. Nirgendwo sonst auf der Welt haben die Menschen die Möglichkeit, ihre Vertreter in einer staatenübergreifenden Volksvertretung selbst zu bestimmen.“